Der perfekte Mann

von Ernest van der Kwast

Peter Lindke ist alles, aber weiß Gott nicht perfekt. Das wird dem geneigten Leser sehr schnell klar. In seiner Arbeit als Kurator für niederländische Barockmalerei im Museum Boijmans van Beuningen geht er auf. Ja, Rembrandt & Co. hat er drauf. Das ist sein Beritt, da fühlt er sich sicher. Zwischenmenschliche Kommunikation, nun ja, insbesondere mit seiner Frau Kee, das ist schwer für ihn.

Als ein neuer Rembrandt auftaucht, ist die Kunstwelt in heller Aufregung – nur Peter nicht. Er zweifelt die Echtheit an, tut dies auch in den Medien kund und wird prompt von seinem Arbeitgeber gefeuert.

Seiner Familie gaukelt er vor jeden Tag zur Arbeit zu gehen und als wäre das nicht schon alles schlimm genug, muss er feststellen, dass sich seine Ehe in einer Krise befindet – und nicht weiß, wie er damit umgehen, wie er reagieren oder was dagegen tun soll.

Dann steht morgens plötzlich Dschemine vor ihm, die schon seit längerem als Zugehfrau bei den Lindkes für Sauberkeit und gebügelte Hemden sorgt. Diese Begegnung macht etwas mit Peter und führt dazu, dass nicht nur Peters Leben eine überraschende Wendung nimmt.

Ernest van der Kwast nimmt uns mit nach Rotterdam und gewährt uns Einblick in das Leben der Familie Lindke. Peter steht seiner Rollen als Vater und Ehemann hilflos gegenüber und hat ständig das Gefühl nicht dazuzugehören. Einfach nicht zu genügen. Seine Frau Kee wiederum fühlt sich allein, nicht gesehen und schon gar nicht begehrt. Miteinander sprechen? Fehlanzeige. Hinzukommen die alltäglichen Probleme, die Erwartungen des sozialen Umfelds, der Nachbarn, die augenscheinlich alle so harmonisch und perfekt sind. 

Für mich ist „Der perfekte Mann” ein gelungener Unterhaltungsroman und Sozialstudie. Ernest van der Kwast wirft einen kritischen Blick auf die Gesellschaft, skizziert Szenen die jeder von uns – bei sich selbst oder mit anderen, so oder ähnlich, schon erlebt haben dürfte.

Sehr subtil, einfühlsam und, wenngleich ohne mahnenden Zeigefinger, hält uns van der Kwast den Spiegel vor: Das gelebte Prinzip von „Wasch mich, aber mach mich nicht nass" und das Erkennen, dass sich nichts ändert, bist du dich änderst – und von da an alles anders sein wird – verpackt der Autor in wunderbaren Dialogen, teils schreiend komisch und dann doch tief berührend.

Humorvoll, mit viel Situationskomik und Wortwitz, gespickt mit gut dosierten kunsthistorischen Ausführungen sowie einem wunderbaren Schreibstil ist „Der perfekte Mann” ein unterhaltsamer, kurzweiliger Roman, der auch zum Nachdenken anregt.
(SoRa)

Über den Autor

Ernest van der Kwast wurde 1981 in Mumbai geboren und ist halb indischer, halb niederländischer Herkunft. Seine Romane sind internationale Bestseller. In Deutschland erschienen bisher seine Romane »Fünf Viertelstunden bis zum Meer«, »Die Eismacher« und »Mama Tandoori« sowie sein Erzählband »Versteckte Wunder«. Ernest van der Kwast lebt mit seiner Familie in Rotterdam.

Anzeige

Regiopartner