Kaiser Wilhelm II. im Exil in Huis Doorn

Das letzte Rendezvouz des alten Europas

Huis Doorn wurde nach Ende des Ersten Weltkriegs zur kaiserlichen Exil-Residenz. Die Einrichtung jener Tage ist bis heute erhalten geblieben und Huis Doorn heute ein Museum. In der Museumssammlung befinden sich viele Erinnerungsstücke.

Auch die, die an das Galadinner mit 1155 Gästen erinnern, welches am 22. Mai 1913 im Berliner Schloss die dreitägige Hochzeitsfeier für Kaisertochter Victoria Luise und Welfenprinz Ernst August eröffnete. Darunter einzigartige silberne Tafelstücke von Kaiser Wilhelm II. sowie die weltberühmte Zeichnung des Galadiners von Fortunino Matania. Die europäischen Fürsten – der russische Zar Nikolaus II., der englische König George V. und Kaiser Wilhelm II. – sitzen friedlich zusammen an der gedeckten Tafel. Was zu jenem Zeitpunkt niemand ahnte: Ein Jahr später sind die Nationen miteinander in einen schrecklichen Krieg verwickelt. Europa wird sich von Grund auf verändern und nicht nur das Ende der deutschen Monarchie mit sich bringen.

Exil hin oder her –
Ort und Umgebung sollen dem Kaiser gerecht sein

Die ehemalige Wasserburg Huis Doorn aus dem 14. Jahrhundert wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts in ein elegantes Landhaus umgestaltet und verdankt seine Bekanntheit vor allem Kaiser Willhelm II.. Dieser war nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg 1919 von Spa in Belgien in die neutralen Niederlande geflüchtet. Nachdem ihm Königin Wilhelmina der Niederlande 1920 Asyl gewährte, erwarb er das Landhaus Huis Doorn bei Utrecht, wo er auch seinen Lebensabend verbringen sollte.

Kaiser Willhelm II. ließ das Landhaus teilweise umbauen und mit allem modernen Komfort versehen. Er widmete sich mit Hingabe der Instandhaltung der 35 ha großen Park- und Gartenanlage und ließ hier unter anderem auch den „Auguste Viktoria Garten”[1], eine Kopie des Potsdamer Rosengartens seiner Mutter, Kaiserin Victoria, nachbauen. Die wunderbare Park- und Gartenanlage von Huis Doorn soll es auch gewesen sein, die das Kaiserpaar bewogen habe, das Landgut zu erwerben. Tatsächlich verbrachten sie hier viel Zeit mit Spaziergängen und der Kaiser nutzte das Areal für seine Fitness. Holz hacken und sägen sollen sein liebster sportlicher Zeitvertreib gewesen sein. Verteilt wurde das von des Kaisers Händen gehackte Holz zu Weihnachten an die arme Bevölkerung von Doorn.

Hofkultur im Taschenformat

Auch innerhalb von Huis Doorn umgab sich Kaiser Wilhelm II. mit Objekten und Erinnerungsstücken vergangener Tage. Zwar verlor das Haus Hohenzollern im Rahmen der Fürstenabfindung fast alle Schlösser in Deutschland - es gelang Wilhelm II. aber, den wichtigsten Familienbesitz nach Doorn schaffen zu lassen - in 59 Güterwaggons, wie es heißt. Darunter prächtige Möbel, Gemälde und Silber - die aus den Berliner und Potsdamer Schlössern stammten und die Kulisse für die Hofkultur im Taschenformat bildeten.

Kaiserin Auguste Viktoria verstarb 1921 auf Huis Doorn. Sie wurde im Antikentempel des Parks von Schloss Sanssouci in Potsdam beigesetzt. Tausende Anhänger gaben ihr das letzte Geleit, an dem jedoch Kaiser und Kronprinz nicht teilnehmen durften. Es war der Wunsch Auguste Viktorias, dass der Kaiser nach ihrem Ableben nicht alleine bleiben sollte und so heiratete Wilhelm II. bereits 1922 die verwitwete Prinzessin Hermine von Schönaich-Caroltah.

Wilhelm II. hegte lange Zeit die Hoffnung, als Kaiser nach Deutschland zurückkehren zu können. Nach Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933 zerschlug sich seine Hoffnung allerdings und er nahm zunehmend eine distanzierte Haltung gegenüber der politischen Entwicklung Deutschlands ein und arrangierte sich mit seinem Leben auf Huis Doorn.

„Alles wird von den Leuten ja beseitigt: die Fürsten, der Adel, die Offiziere, die Stände usw.; aber das wird sich rächen, man wird die einzige Fahne, die sie noch übriggelassen haben, die mit dem Hakenkreuz, noch einmal verfluchen, und die Deutschen selber werden sie eines Tages verbrennen.” [2]

Angesichts eines bevorstehenden deutschen Angriffs auf die Niederlande im April 1940 stellte ihm die niederländische Königin Wilhelmina frei auszureisen – wann und wohin er wolle. Selbst das britische Königshaus unter König Georg VI. bot Wilhelm Asyl an. Wilhelm II. lehnte dankend ab. Er wolle wegen seines hohen Alters in Doorn bleiben und seinem Schicksal dort entgegensehen. Im Mai 1940 folgte die Besetzung der Niederlande und Hitler ließ das Areal von Huis Doorn durch die Feldpolizei abriegeln. Wilhelm II. durfte das Gelände nach wie vor nur für kurze Ausflüge und in Begleitung verlassen. Am Morgen des 04. Juni 1941 verstarb er im Huis Doorn.

Es war seine Verfügung, dass eine „Umbettung seiner Gebeine in deutsche Erde” erst nach der Wiedererrichtung der Monarchie in Deutschland durchzuführen sei. So fand der letzte deutsche Kaiser die ewige Ruhe inmitten des Parks von Huis Doorn. Sein Sohn, Kronprinz Wilhelm, beauftragte den Architekten Martin Kiessling damit ein Mausoleum zu entwerfen und Bedienstete ließen, in aller Heimlichkeit, von einem Schmied aus Doorn eine Kupferkugel aus geschmolzenen Kupferpfannen [3] mit einem Kreuz herstellen. Diese ziert noch heute das Dach des Mausoleums. Nach Fertigstellung 1942 wurde Wilhelm II. dorthin umgebettet.

Das Museum Huis Doorn selbst beinhaltet Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände des Kaisers und berichtet dabei von den herrschaftlichen Bewohnern. Huis Doorn ist ein komplettes Schloss mit Hofstaat im Kleinen, mit getrennten Flügeln für den Fürsten und seine Gemahlin, mit Speisesaal, Audienzzimmer, Büro des Adjutanten und großer Küche, mit Schlosspark und Mausoleum. Man erfährt, wie der letzte deutsche Kaiser zunächst mit seiner ersten, später auch mit seiner zweiten Frau dort lebte und umgeben von Erinnerungen, Hof hielt und die Wiederherstellung der Monarchie erwartete. Zu sehen sind unter anderem das Gemälde der Krönung des Kurfürsten Friedrichs III. von Brandenburg zum ersten König in Preußen, Gemälde der Freunde Friedrichs des Großen aus Sanssouci, dessen Schnupftabaksdosensammlung, Briefe von Queen Victoria, Aquarelle von norwegischen Fjorden und vieles mehr.

Mehr über das Museum, Dausstellungen, Wechselausstellungen sowie Öffnungszeiten und Eintritsspreise finden Sie auf www.huisdoorn.nl

Adresse
Huis Doorn
Langbroekerweg 10
NL 3941 MT Doorn
Niederlande
Tel. 0031 343 421020


[1] Benannt nach seiner ersten Frau, Kaiserin Auguste Viktoria.
[2] So lautet sein Urteil am 7. September 1933. Quellen: “Wilhelm II. Traum vom Thron” Der Spiegel 37 (1968); sowie Harald von Koenigswald (Hrsg.): Der Kaiser in Holland. Aufzeichnungen des letzten Flügeladjutanten Kaiser Wilhelms II, Sigurd von Ilsemann. Band 2: Monarchie und Nationalsozialismus 1924–1941. Verlag Biederstein, München 1968, S. 230.
[3] Kupfer musste während des Zweiten Weltkriegs beim Besetzer zur Anfertigung von Munition abgeliefert werden.

Quellen | Bilder:
Huis Doorn, NBTC
www.wikipedia.de
www.wilhelm-der-zweite.de
Hans Wilderotter, Klaus D. Pohl (Hrsg.): „Der letzte Kaiser. Wilhelm II. im Exil“ Bertelsmann-Lexikon-Verl., Gütersloh 1991

Huis Doorn, die ehemalige Wasserburg in den Niederlanden. 1918-1941 Exil-Heimat des letzten deutschen Kaisers. Foto: NBTC/Huis Doorn
Kaiser Wilhelm II. mit seiner zweiten Gemahlin Prinzessin Hermine von Schönaich-Caroltah auf Huis Doorn, 1933.
In der Museumssammlung von Huis Doorn befinden sich viele Erinnerungsstücke. Darunter auch einzigartige silberne Tafelstücke von Kaiser Wilhelm II.
Postkarte: „Unser-Kaiserpaar” Auguste Viktoria und Wilhelm II. um 1910
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